Der männliche Star der „Twilight“-Filme wird bereits als Nachfolger von James Dean gehandelt: Robert Pattinson sprach mit FOCUS Online über seinen immensen Erfolg und hysterische Teenager.
FOCUS Online: Wo immer Sie derzeit auftauchen, herrscht schriller Kreischalarm bei den weiblichen Fans. Geht Ihnen so viel Aufmerksamkeit manchmal auf die Nerven?
Robert Pattinson: Ganz ehrlich: Ich habe sogar gelegentlich richtig Angst vor meinen Fans. Ich freue mich natürlich, dass unsere Arbeit in den „Twilight“-Filmen so viel positive Beachtung findet. Keiner von uns hätte jemals damit gerechnet. Aber die Art und Weise, wie der Fankult mittlerweile ausgeartet ist, macht es wirklich nicht immer leicht für mich, ein normales Leben zu führen. Ich kann mich kaum noch frei bewegen und bin bei jedem Auftritt in der Öffentlichkeit auf Bodyguards angewiesen, um mich vor den Fans zu schützen. Das wird mir schon gelegentlich alles etwas zu viel.
FOCUS Online: Gab es schon einmal bedrohliche Situationen beim Aufeinandertreffen mit den Fans?
Pattinson: Oh ja, mehr als einmal. In New York bin ich mal vor einer Horde kreischender Fans geflüchtet und lief prompt vor ein Taxi. Das war keine ungefährliche Situation, und ich blieb zum Glück unverletzt. Es ist schon unglaublich, was sich die Fans alles einfallen lassen, um mir näher zu kommen. Einige haben sogar mal vor meiner Wohnung im Freien übernachtet – bei knapp zehn Grad. Andere folgen mir gar bis auf die Toilette. Ich habe mich noch immer nicht daran gewöhnt, derart im Rampenlicht zu stehen. Keine Ahnung, ob man sich überhaupt jemals daran gewöhnen kann.
FOCUS Online: In Umfragen diverser Frauenzeitschriften heftet man Ihnen neuerdings immer öfter den Titel „Sexiest Man“ an – können Sie nachvollziehen, warum Sie so einen Schlag haben bei den Damen?
Pattinson: Ich habe keine Ahnung. Wirklich nicht. Ich war noch nie zuvor in meinem Leben so umschwärmt. Als Teenager war ich eher der Außenseiter, der seltsame Typ, mit dem keiner so richtig abhängen wollte, weil er zu schüchtern war und zudem seltsam aussah. Ich glaube, die Faszination der Fans konzentriert sich in erster Linie auf Edward, die Rolle, die ich spiele. Er hat etwas Mystisches an sich, das scheint attraktiv zu wirken auf Frauen. Und dann ist da noch diese Liebesgeschichte zwischen Edward und Bella – ein Vampir liebt ein normales Mädchen. Eine eigentlich verbotene Liebe. Ich kann schon verstehen, dass diese Geschichte eine gewisse Faszination ausübt. Vor allem auf jüngere Menschen.
FOCUS Online: Und dabei protestierten die Fans in Internetforen anfangs heftig dagegen, dass ausgerechnet Sie für die Rolle des Edward Cullen in der Verfilmung von Stephenie Meyers Vampir-Saga engagiert wurden.
Pattinson: Ja, das stimmt. Die haben mich regelrecht gehasst. Manchmal wünsche ich mir diese Tage sogar heimlich zurück. Aber ich will nicht undankbar sein, die „Twilight“-Saga ist eine sagenhafte Erfahrung für mich als junger Schauspieler und bietet mir jede Menge neue Möglichkeiten. Auf den ganzen Rummel um meine Person könnte ich dabei zwar wirklich gut verzichten, aber der wird ja hoffentlich auch nicht ewig anhalten.
FOCUS Online: Und wenn doch?
Pattinson: Dieser Gedanke macht mir schon etwas Angst. Ich bin nicht besonders heiß auf ein Leben mit der ständigen Präsenz von Paparazzi und Fans vor der Haustür. Ich möchte auch nicht immer Hotels durch den Hinterausgang verlassen müssen und permanent einen Bodyguard an meiner Seite haben. Dafür bin ich nicht Schauspieler geworden. Viele Leute denken, ein Leben als Star sei eine coole Sache. Die Wahrheit ist: Für einen eher schüchternen Menschen wie mich ist das manchmal eher eine Qual.
FOCUS Online: Ruhm macht nicht glücklich?
Pattinson: Ich bin nicht direkt unglücklich. Aber es gibt schon Tage, an denen wächst mir das alles über den Kopf. Wenn ich die Massen sehe, die mich bejubeln, habe ich das beklemmende Gefühl, dass ich es allen recht machen muss. Das ist ein ziemlicher Druck. Ich lebe eigentlich ein ganz normales Leben, aber sobald ich einen Fuß vor die Tür setze, ist es, als würde ich eine neue Welt betreten. Und wenn mich dann auch noch Leute fragen, ob sie meine Haare anfassen dürfen und ob ich sie mal schnell ein bisschen in den Hals beißen könne, weil ich ja einen Vampir spiele, dann wird mir das alles einfach zu unheimlich.
FOCUS Online: Können Sie Ihrem neuen Status als Superstar auch etwas Gutes abgewinnen?
Pattinson: Sicher, es gibt auch schöne Momente. Neulich ist es einer sehr alten Frau gelungen, den Sicherheitsradius um mich herum zu durchbrechen. Sie war bestimmt schon 90, kam auf mich zu, strahlte mich an und machte mir die gleichen Komplimente, die mir die jungen Mädchen auch machen. Das fand ich wirklich putzig. Aus beruflicher Sicht merke ich schon, wie ich dank des großen Erfolges der „Twilight“-Filme plötzlich auch von anderen Filmemachern mehr umworben werde. Das finde ich spannend.
FOCUS Online: Haben Sie schon neue Projekte an Land gezogen?
Pattinson: Ja, den Film „Unbound Captives“ etwa, einen Western mit Hugh Jackman und Rachel Weisz, in dem ich einen entführten Indianer-Jungen spiele. Dafür lerne ich derzeit sogar die Sprache der Comanchen. Eine schöne Herausforderung und eine nette Abwechslung vom ganzen „Twilight“-Rummel.
FOCUS Online: Sie sind derzeit einer der begehrtesten Jungstars der Welt. Haben Sie auch mal für jemanden geschwärmt, als Sie jünger waren?
Pattinson: Ich fand Jack Nicholson immer unglaublich cool. Eine Zeit lang habe ich ihn sogar imitiert, mich so angezogen wie er, so gesprochen wie er und mir Dutzende Male seinen Film „Einer flog übers Kuckucksnest“ angesehen. Richtig geschwärmt habe ich früher für die Schauspielerin Patricia Arquette. In die war ich sogar ziemlich verknallt. Aber ich habe sie nur ruhig und brav aus der Ferne angehimmelt und wäre nie auf die Idee gekommen, alles daran zu setzen, sie wirklich zu treffen. In dieser Hinsicht bin ich weit weniger radikal als meine Fans.
FOCUS Online: Aktuell, so heißt es, schwärmen Sie für Ihre „Twilight“-Filmpartnerin Kristen Stewart?
Pattinson: Kristen ist eine tolle Frau und ein sehr wichtiger Mensch in meinem Leben, aber ich habe schon vor langer Zeit beschlossen, nicht mehr zu kommentieren, welche Art von Beziehung wir zu- oder miteinander haben. Denn letztlich versteht das ohnehin niemand.
FOCUS Online: Was ist so schwer zu verstehen an Ihrer Beziehung?
Pattinson: Eigentlich nichts, aber es wird doch immer wieder alles falsch interpretiert. Darum haben wir uns entschlossen, einfach nicht mehr darüber zu sprechen. Denn das Ganze nimmt immer skurrilere Züge an. An einem Tag heißt es, ich sei eigentlich schwul. Am nächsten Tag wird vermeldet, Kristen und ich seien längst heimlich verheiratet. Ständig wird neuer Mist über uns erfunden. Das ist lächerlich.
FOCUS Online: Was verbindet Sie beide am meisten?
Pattinson: Wir durchleben derzeit beide eine ähnliche Phase im Leben. Wir hätten niemals damit gerechnet, dass „Twilight“ solche Wellen schlagen würde. Wir waren einfach nicht vorbereitet auf das, was wir derzeit erleben. Da ist es gut, jemanden an der Seite zu haben, der versteht, wie man denkt und fühlt in einer solchen Lebensphase.
FOCUS Online: Wie können Sie sich am Besten erholen vom Fanstress?
Pattinson: Indem ich Gitarre spiele. Oder Klavier. Das entspannt mich richtig. Ich habe schon mit vier Jahren begonnen, Klavier zu spielen und lange Zeit davon geträumt, Konzertpianist zu werden. Aber dafür wäre ich schlicht nicht gut genug.
FOCUS Online: Viele Ihrer Kollegen widmen sich musikalischen Nebenprojekten. Kevin Costner, Dennis Quaid, Johnny Depp, Bruce Willis, Juliette Lewis – sie alle spielen in einer Band. Haben Sie auch Ambitionen, musikalisch aktiver zu werden?
Pattinson: In meiner Heimatstadt London habe ich mit Freunden eine Band namens “Bad Girls” gegründet. Ein reines Spaßprojekt. Leider fehlt mir momentan die Zeit, regelmäßig mit den Jungs zu spielen. Ich bin keiner dieser Menschen, die gleichzeitig Schauspiel- und Musikkarriere machen wollen. Singende Schauspieler, schauspielernde Sänger – nicht mein Ding. Ich will mich jetzt erstmal auf meinen Job vor der Kamera konzentrieren. Wenn sich irgendwann mal niemand mehr für mich interessiert, kann ich es immer noch als Musiker versuchen. Aber jetzt muss ich mich erst mal darauf konzentrieren, das Hotel möglichst unerkannt zu verlassen, damit ich nicht von den Fanhorden zertrampelt werde.